Franz-Josef und Adelgunda … das Leben neben dem Friedhof

Gespräche auf der Friedhofsmauer

In meiner Themen-Reihe „Leben, Sterben und Tod“ stelle ich heute als weiteres Kleinod das Kinderbuch „Franz-Josef und Adelgunda … das Leben neben dem Friedhof“ vor.

Urnen-Mauer Foto: Margarete Rosen

Urnen-Mauer
Foto: Margarete Rosen

Dass mich Urnen interessieren, habe ich schon öfter erzählt. Besonders freue ich mich, wenn ich ein thematisch passendes und schönes Kinderbuch darüber finde. Ich habe „Franz-Josef und Adelgunda“ 2012 mit meinem Sohn, damals 13 Jahre alt, gelesen. Die Beerdigung seiner Großmutter war auch eine Urnenbestattung. Beim Lesen und Bilderanschauen sind uns viele Kleinigkeiten aufgefallen. So haben wir noch einmal die letzen Tage mit der Großmutter und die Beerdigung aufleben lassen und diesen traurigen Tag mit schönen Erinnerungen verbunden.

Franz-Josef und Adelgunda“ wurde 2009 veröffentlicht und ist in der Schweiz das erste Kinderbuch über Urnenbestattung .

Was eine Katze und ein Maulwurf alles beobachten und welche wichtigen Dinge sie über den Friedhof erfahren, erzählt die Schweizerin Caroline Walker-Miano mit einfachen und klaren Worten.

Neues tut sich auf dem Friedhof. Eine Mauer wird mitten drin gebaut und komische kleine Töpfe werden in die Nischen gestellt. Darüber macht sich Maulwurf Franz-Josef Gedanken, die er seine Freundin, der Siamkatze Adelgunda, erzählt. Diese lebt schon viele Jahre beim Friedhofsgärtner und kennt sich mit Gräbern und Urnen aus.

Interview mit Caroline Walker-Miano

Seit einigen Jahren kenne ich Caroline, da wir gemeinsam an einem anderen Geschichtenprojekt arbeiten. Sie setzt sich tatkräftig dafür ein, dass so schwere Themen wie Sterben, Tod und Trauer besonders Kindern und Jugendlichen auf leicht verständliche Weise nahegebracht werden. Gerne erklärte sie sich zu einem Interview bereit:

Caroline Walker-Miano Foto:

Caroline Walker-Miano

Wie kamst du auf die Idee dieses Buch zu schreiben?
Seit 2004 arbeite ich in der Trauerbegleitung. Eltern und Schulen wollten wissen, wie man am Besten mit Kindern über Feuerbestattungen spricht. Wie man ihnen erklärt, warum Tote verbrannt werden und was es heisst tot zu sein.

Es gab schon sehr viele Kinderbücher zum Thema Sterben, Tod und Trauer, aber über Feuerbestattung und Kremation fand ich keines. Zuerst wollte ich nur einen Schnellhefter machen, ihn kopieren und betroffenen Familien geben.

Im Urlaub auf Korsika fand ich die nötige Ruhe und Muse, die Protagonisten des Kinderbuches zu entwickeln. Mit Franz-Josef, dem Maulwurf, ein Tier welches fast blind und unter der Erde zu Hause ist und Adelgunda, einer Siamkatze, durch die auch der Bezug zum Hinduismus hergestellt werden konnte, hatte ich das Gefühl, dass es für Kinder relativ gefahrlos ist, sich in ihrer Phantasie auf die Geschichte einlassen zu können. Man kann sich mit Tieren identifizieren und doch vermitteln sie etwas Weiches und Beruhigendes. Ausserdem sind Katzen für mich sehr unabhängige und intelligente Wesen, welche sich ihren eigenen Weg im Leben suchen. Mit einem Tier, welches unter der Erde lebt, fast blind und eigentlich nachtaktiv ist, konnte ich auch einen guten Zugang zum Friedhof und der Dunkelheit, den Ängsten und der Trauer bei einem Verlust finden.

Der Maulwurf, der schon recht alt ist und seinen Rhythmus ändert, da er plötzlich tagsüber wach ist, die Katze, welche mit einem Wesen befreundet ist, welches sie sonst jagt, soll vermitteln, dass in solchen Situationen die Welt ein wenig „verrückt“ und die gewohnte Ordnung aus den Fugen gerät.

Franz-Josef und Adelgunda Foto: Margarete Rosen

Franz-Josef und Adelgunda
Foto: Margarete Rosen

Erst Autorin, dann Künstlerin. Was war Deine Motivation die Bilder selbst zu gestalten?
Mein Mann ermutigte mich, die Bilder selbst zu zeichnen. Ich bin nicht wirklich „künstlerisch“ veranlagt, doch gerade der kindliche Stil, erleichtert kleineren Kinder den Zugang zum Thema. Als sie fertig waren, hat mich der „Hafer gestochen“. Nun sollte es ein richtiges Buch werden. Ich suchte einen Verlag, der mich bei diesem Projekt unterstützt und fand ihn im Novumverlag.

Wie wird das Buch in der Bestatterszene aufgenommen?
Rund um Naters empfehlen Bestattungsunternehmen das Buch. Das Bestattungsunternehmen Andenmatten & Lambrigger hat es sogar in sein Sortiment aufgenommen. In den umliegenden Schulen wird „Franz-Josef und Adelgunda“ regelmässig im katechetischen Unterricht eingesetzt.

Welche Rückmeldungen erhälst Du auf Dein Buch?
Immer wieder höre ich von Eltern, dass sie auch selber viel über Urnenbeisetzungen gelernt haben. Die Bilder im Anhang, die Erklärungen zum Krematorium … dies trägt dazu bei, dass Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden.

So erzählte mir einmal eine ältere Dame, dass sie immer Angst gehabt hätte, dass die Asche in der Urne nicht nur von einem Verstorbenen sei. Beim Anschauen des Buches ist ihr klar geworden, dass eine Verwechslung oder gar Vermischung der Asche gar nicht möglich ist.

Ebenfalls beeindruckt die Leute immer wieder das Foto von der blauen Tonne mit den Titanimplantaten. Viele Menschen wissen nicht, was mit diesen Metallteilen geschieht, und dass sie nicht in die Urne kommen oder verbrennen. Weiter staunen die Menschen immer wieder, dass die Asche noch gemahlen werden muss, falls man sie verstreuen will.

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Franz-Josef und Adelgunda, Foto: Novum Verlag

Franz-Josef und Adelgunda, Foto: Novum Verlag

Das Buch ist durch seine klaren und einfachen Texte besonders für kleinere Kinder ab 3 Jahre gut geeignet. Die Texte werden durch große und farbige Zeichnungen wunderbar unterstrichen. Die Autorin malte die Zeichnung selbst und erzählt im Vorwort wie ihre beiden Töchter darauf reagierten. Im Glossar werden mit vielen farbigen Fotos Begriffe wie Kremation, Urne und Siam für Kinder verständlich aufbereitet.

Mein Fazit: absolut empfehlenswert für Kinder ab 3 Jahre!

Franz-Josef und Adelgunda … das Leben neben dem Friedhof
Mit Kindern über Kremation sprechen
Caroline Walker-Miano
Novum Verlag

Format: 28 cm  x 19,5 cm
Seitenanzahl: 44

Schreiben Sie mir, wie Ihnen der Beitrag gefällt. Auch freue ich mich über Anregungen und/oder Ihre Erfahrungen mit diesem doch sehr schweren Thema.

Ihre
Margarete Rosen

 

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